Die Skulpturen des Bildhauers Rainer Fest sind von ungewöhnlicher Art.Im Spannungsfeld zeitgenössischer Kunstäußerungen markieren sie eine sehr eigene Position, gewonnen aus persönlicher Lebenserfahrung mehr, als aus Anlehnung an Kunstgeschichte oder gar einer Orientierung am Markt. Rainer Fest ist einer jener Einsamen, die Kunst aus einer inneren Leidenschaft heraus betreiben, welche geistiger Natur ist.
Katrin Arrieta
Der zentrale Begriff, um den Rainer Fest ́s Kunst kreist, ist Verbindung. Dieses Thema zieht sich durch sein gesamtes Oeuvre. Er arbeitet mit dem vordergründig Nichtvereinbaren, und er sucht nach den Räumen zwischen den Gegensätzen, nach der Darstellung des Nicht-Sichtbaren, nach der verborgenen Einheit, da die Pole ja doch immer irgendwie zusammengehören, so wie Negativ und Positiv, Materie und Geist, Diesseits und Jenseits, Leben und Tod.
Sigrun Angermann
Rainer Fest weiß von dem Magischen, Vorzeitlichen, Archaischen, das im Findling als bildhauerisches Material angelegt ist. Seine Skulpturen verweisen genau in einen solchen Kontext, der sich vom hektischen Treiben des Modischen und der Technik ganz bewusst abwendet.
Marc Wellmann
Das durchgängige Thema meiner Arbeit ist die Veranschaulichung, dass die Erscheinungsform der Dinge auf einer dualen Ebene stattfindet, sich aber hinter dieser Erscheinungsform eine alles einschließende Einheit verbirgt. Also findet auch Kunst, wie ich sie verstehe, auf zwei Ebenen statt : der der materiellen Erscheinung des Werkes und der der immateriellen, geistigen Ebene, wo Kunst den Menschen direkt erreicht. Kunst verbindet den Menschen in seiner eigenen materiellen Erscheinungsform, seiner Körperlichkeit, mit der philosophisch, geistigen Ebene und ist somit ein mögliches Bindeglied, das Bewusstsein eröffnet für das Eingebundensein in einen sich weitenden Horizont. Diese Bewusstwerdung nenne ich Reintegration des Menschen durch die Kunst. Ich arbeite oft mit Gegensatzpaaren, die erkennbar zusammen gehören oder zusammengehört haben und innerhalb eines Werkes wieder zusammengeführt werden. Wieder in eine Einheit zurückgebracht werden sie entweder durch das Erkennen und Verstehen des Betrachters, durch seinen Körper, oder wie zum Beispiel bei meinen Brunnenskulpturen mit Hilfe von Wasser.
Ich spalte Steine, setze sie wieder zusammen, arbeite mit Positiv- und Negativformen und schaffe Orte mit meinen Großkulpturen, wie der Metaphysischen Landschaft in Hohen Luckow, wo das Gegensatzpaar Himmel und Erde miteinander verbunden werden und wir als Menschen uns dazwischen begeben und den beiden polaren Kräften von Himmel und Erde aussetzen können. Oder wie bei Interior Space einer Grosskulptur für das Konrad Zuse Institut in Berlin-Dahlem, geschaffen aus einem 180 to Granitmonolithen, den ich ausgehöhlt habe und bei der ich mit dem Gegensatzpaar Leere und Fülle arbeite: begibt sich der Mensch in die Leere des Steines, sieht und erkennt er sich selbst an einer polierten Rückwand. Immer entsteht aus der Vereinigung von Gegensätzen etwas Neues, wie hier zum Beispiel, Erkenntnis.
Verbindung ist der zentrale Begriff, um den meine Kunst kreist.
Manchmal arbeite ich mit Symbolen, die ein anschauliches Bindeglied zwischen materieller und geistiger Welt sind: Symbole, die mit dem menschlichen Leben zu tun haben, wie z.B. das Haus (Schutz, Heimat, Körper), die Brücke (Bindeglied zu einer anderen Welt – Diesseits/Jenseits) , oder die Treppe (Entwicklung, Fortschritt).
Meine Liebe zu den unzähligen Erscheinungsformen der Materie, wie Holz, Stein, Papier, Leder oder alles was ich sonst noch finde und in meiner Kunst verarbeite, bringt mich dazu, die innere und oft verborgene Schönheit der Dinge zeigen zu können und es ist mir ein Anliegen, diese entdeckte Schönheit mit anderen zu teilen.
Nur wer die Schönheit erkennt in der Einheit, ist bereit, sie zu schützen.